Wenn ein Verein auf 160 Jahre seines Bestehens zurückblicken kann, so ist es notwendig, an alle die Männer und Frauen zu erinnern, die in der Vergangenheit dieser Gemeinschaft ihr Gesicht gegeben haben.
Es ist an der Zeit, die Höhen und Tiefen aufzuzeichnen, die der TVM in den vergangenen Jahrzehnten durchwandert hat und der großen Begeisterung und Opferbereitschaft zu gedenken, mit der frühere Generationen sich für die manchmal außergewöhnlichen Aufgaben einsetzten, die sich der Verein stellte!
Dies ist der Sinn dieser Festschrift.
Das 1. Deutsche Turntest im Jahre 1860 in Coburg war sicherlich der zündende Funke dafür, dass in den folgenden Jahren auch hier in unserer unmittelbaren Nachbarschaft Turnvereine gegründet wurden, deren Mitglieder sich für die Ziele des Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn begeisterten.
Die vielen Jubiläen von Turnvereinen in diesen Jahren sind ein beredtes Zeugnis dafür.
Die Geschichte des TV Michelau beginnt mit der Gründung am 12. April
1862, bei der sich 15 Mitglieder um die erste Vorstandschaft scharten, die aus Andreas Stamm (Vorstand), Benedikt Schardt (Schriftwart), Jo– hann Schardt (Turnwart) und Johann Georg Schmidt (Kassier) bestand.
„Schützenhilfe“ für den Michelauer Turnverein leistete die Turnerschaft Lichtenfels, bei der sich Monate vorher vier spätere TVM–Turner „die ersten Kenntnisse über das Turnen“ angeeignet hatten.
Einer Notiz des Lichtenfelser Wochenblattes vom 04. Oktober 1862 ist zu entnehmen, dass der „in Michelau neugegründete Turnverein bereits 62 Mitglieder hat“.
Diese rasante Aufwärtsentwicklung deutet darauf hin, dass die Turnerei in der Korbmachergemeinde voller Begeisterung aufgenommen worden war!
Neben der sportlichen Betätigung wurde auch die Geselligkeit gepflegt und Nachbarvereine wurden recht oft besucht.
Am 6. Oktober des Gründungsjahres fand die erste „regulierte Wahl“ statt und die Protokollaufzeichnung über dieses Ereignis endete mit fol- gendem Vermerk: „Das Turnen ging von Tag zu Tag besser und an den Turnwarten Kalb und Weber sollte sich jeder ein Beispiel nehmen!“
Aus dem Turnverein heraus entstand auch die 1. Michelauer Musikkapelle, deren Dirigent, Herr Kirndorfer aus Marktzeuln stammte.
Die Gründung erfolgte am 18. Januar 1863 und die 13 Mitglieder wurden vom Turnverein mit „20 Gulden“ unterstützt.
Am 16. Februar 1863 trat man dem „Deutschen Turnerbund“ bei und in diesem Jahr wurde auch die erste Satzung (Statuten) erstellt.
Dem Verein gehörten zu diesem Zeitpunkt bereits 106 Mitglieder an.
Anlässlich der Weihe eines neu angeschafften „Turngerätes“, welches auf dem Turnplatz an der Schwürbitzer Straße aufgerichtet wurde, fand das „1. Rieg- und Schauturnen“ in Michelau statt.
Jene Vorführungen wurden von der Bevölkerung mit großer Begeisterung aufgenommen und spontan entwickelte sich daraus ein zünftiges Fest, das am Abend mit einem „großen Tanz“ seinen Abschluss fand.
Zu einem ersten Höhepunkt in der Geschichte des Vereines gestaltete sich die Weihe der 1. Fahne am 18. September 1864, deren Anschaffung „eine größere Schar gebefreudiger Jungfrauen“ ermöglichte!
Neben dem Michelauer Gesangverein und dem Krankenunterstützungsverein nahmen viele Turnvereine aus den Nachbargemeinden an dem „auf– sehenerregenden Festzug“ teil, der von einer Musikkapelle begleitet wurde.
Einen hervorragenden Gemeinschaftsgeist innerhalb des TVM bewiesen die vielen Turnfahrten zu Nachbarvereinen während der folgenden Jahre, die im Protokollbuch alle erwähnt wurden.
Ein beredtes Zeugnis dafür, dass man miteinander aber auch recht kritisch umging, sind die vielen Generalversammlungen der Gründerjahre, aus denen meistens wieder ein neuer Vorstand hervorging.
Als Beispiel dafür sei Andreas Stamm genannt, dessen Vorschlag zur Bildung einer Unterstützungskasse in der Versammlung im November 1864 nicht akzeptiert wurde.
Er legte daraufhin spontan sein Amt nieder.
Ähnlich erging es dessen Nachfolger Johann Georg Aumüller, der einen Namensvetter „wegen eigenmächtiger Handlungen und Nachlässigkeit“ aus der Gemeinschaft ausschließen wollte.
Alle diese Querelen der Mitglieder untereinander saßen aber nicht so tief, dass der Verein hätte Schaden leiden können.
Turnfahrten mit starker Beteiligung im Jahre 1865 nach Kulmbach und Coburg sowie ein eigenes Schauturnen belegen die ungebrochene Kameradschaft innerhalb des Vereines.
Anlässlich der 1. Beerdigung eines Vereinsmitgliedes, des Fahnenjunkers Pius Baier „trat eine Trauer innerhalb des Turnvereines von 4 Wochen ein, die auch eingehalten wurde“!
Könnte man sich ein solches Gefühl der Anteilnahme und der Zusammengehörigkeit heute noch vorstellen?
In Verbindung mit dem 50-jährigen Jubiläum der Michelauer Kirche fand am Abend ein großer Fackelzug statt an dem der Turnverein mit einer starken Abordnung beteiligt war.
Auf einer Generalversammlung am 17. Oktober 1870 wurde der „Turn- und Feuerwehrverein“ gegründet.
Auf Veranlassung der Gemeindeverwaltung musste man sich zu dieser Fusion entschließen.
Es war damals üblich, den Turnvereinen die Heranbildung einer schlagkräftigen Feuerwehr zu übertragen.
Bis 1871 war der Vorstand des Vereines noch ein Turner, während ab 1872 bereits der „Hauptmann“ der Feuerwehr die 1. Position im Verein einnahm.
Im Kriegsjahre 1871 konnte der Turnverein Michelau anlässlich des 2. Gauturntages des Verbandes Obermain den 1. Preis vor Staffelstein und Schney erringen.
In den folgenden Jahren wurden die Eintragungen im Protokollbuch über turnerische Aktivitäten des Vereins immer geringer und die letzte Aufzeichnung dieser Art stammt vom Abturnen des TV Schney vom 19. 9. 1886, das von einer 14 Mann starken Abordnung besucht wurde.
Danach existieren für 4 Jahre keine Aufzeichnungen mehr, in der die Turnabteilung Erwähnung findet.
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